
Regierungsbezirk Mittelfranken
Nürnberg (Stadt)
Nürnberg
den letzten Krieg überdauert.
Links der Pegnitz stellt sich die etwas jüngere "Lorenzer Stadt" als staufische
Plangründung dar. Von St. Jakob im Westen in einem Längsoval nach Osten sich
ausdehnend, ordnete sie sich in einem System nahezu geradliniger, parallel verlaufender,
zum Weißen Turm hin aber konzentrisch zusammengeführter Längsachsen - Adlerstraße,
Karolinenstraße, Brunnengasse, Breite Gasse, Frauengasse - die von der vom
Pegnitzübergang nach Süden stoßenden Querachse, der Königstraße, aufgefangen
werden. Die zweite große Pfarrkirche der Stadt, St. Lorenz, entstand an dieser Querachse,
zwei ältere Kapellen ersetzend, seit der 2. Hälfte des 13. Jh. Auch die Lorenzer Stadt, die
kleinere Händler und Handwerker beherbergte, war im 13. Jh. bereits ummauert, bezog
aber - wohl mit Ausnahme des um 1224 gegründeten Franziskanerklosters, dessen
Mönchschor aus dem späten 13. Jh. sich in dem modernen Gebäude Königstraße 3
erhalten hat - weder die Deutschordenskommende noch die Klöster der Magdalenerinnen
(St. Klara, gegründet wohl vor 1232), der Karmeliten (gegründet 1287), der
Dominikanerinnen (gegründet vor 1295) in den Bering ein. Diese "Vorletzte Befestigung"
wurde 1320/25 mit der Verbindung der beiden Stadthälften über die Pegnitz hinweg
vollendet. Der Fluss blieb mit seinem offenen Lauf, seinen Inseln, den späteren Brücken,
Mühlen und Überbauungen, darunter das mehrfach erweiterte, 1339 gestiftete Heilig-
Geist- Spital, ein wichtiges, auch gewerblich genutztes Element im Stadtorganismus.
Bebaut wurde nun auch die Flussniederung zwischen Sebalder und Lorenzer Stadt, und an
zentraler Stelle, nördlich vor der Fleischbrücke, wurde 1349 nach einem Judenpogrom an
Stelle des niedergelegten Gettos der Hauptmarkt und östlich davon der Obstmarkt
angelegt. Die Maßnahme war von Kaiser Karl IV. initiiert worden, der zu Nürnberg enge
Beziehungen unterhielt. 1355 stiftete er die den Hauptmarkt beherrschende Frauenkirche,
zugleich Marktkirche, Sühnekirche für das Pogrom und kaiserliche Kapelle, deren reich
gestaltete Westfassade auf Kaiser und Reich verweist. Der Bau belegt das Eindringen der
Prager Parler-Kunst und das Zwischenspiel höfisch-kaiserlicher Kunstübung der Zeit um
1400 im Stadtgefüge der bürgerlichen Reichsstadt.
Aus gleichem Geist ist die Westfront von St. Lorenz entstanden, die als Höhepunkt und
Blickziel einer geplanten kaiserlichen via triumphalis konzipiert ist. Gleichzeitig
manifestiert sich die Kontinuität bürgerlichen Bauens im hohen, 1379 vollendeten
Hallenchor von St. Sebald, der auch einen neuen Frömmigkeitsstil dokumentiert. Dem
über dem niedrigeren First des Langhausdaches hoch aufragenden, der Doppelturm-
Westfront gegenüberstellten, steilen Chordach gesellte sich ein Jahrhundert später über
dem linken Flussufer das gleichgeartete Chorhaus von St. Lorenz zu - auch dieses einer
doppeltürmigen Westpartie und einem niedrigeren Langhaus gegenübergesetzt. Diesen
beiden gewichtigen Akzenten in der Dächerlandschaft der Nürnberger Altstadt haben sich
- sieht man von den dominierenden Bauten des Burgberges ab - durch alle Jahrhunderte
die Bauten der Stadt in Geschoßhöhe und Dachgestaltung untergeordnet.
Die größte Leistung des 14. Jh. auf dem Gebiet des Profanbau war der Einbezug der
Vorstädte im Osten und Süden mit allen Klöstern, denen sich als letztes 1380 noch das
Karthäuserkloster anschloss, in einem erweiterten Bering. Diese "letzte Befestigung"
entstand seit 1346. Um 1400 hatte die Reichsstadt ihren endgültigen Umfang erreicht. In
drei Jahrhunderten wurde der Befestigungsgürtel mit seinen Türmen, Mauern, den im 16.
Jh. mit Steinmänteln verstärkten, für das Stadtbild charakteristischen fünf Tortürmen, mit
seinen Gräben und zuletzt auch mit Schanzen vervollständigt und angesichts der
Bedrohungen durch das erstarkende Landesfürstentum im 16. Jh. modernisiert. Der
Stand 09.05.2015© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Seite 4
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